Nitro Cold Brew: Der neue Kaffeetrend aus den USA

Cold Brew Nitro: Der kohlensäurehaltige Kaffeetrend aus den USA

Cold Brew Kaffee ist längst in vielen Haushalten angekommen. Doch unter leidenschaftlichen Kaffeeliebhabern macht sich seit einiger Zeit ein neuer Trend bemerkbar: Nitro Cold Brew. Dabei handelt es sich um Cold Brew Kaffee, der mit Stickstoff versetzt wird und dadurch eine besonders samtige Textur sowie eine leichte Süße erhält. In den USA ist die Variante bereits seit Jahren in spezialisierten Coffee Shops und Supermärkten erhältlich – und mittlerweile schwappt der Trend vermehrt nach Deutschland über. Was genau Nitro Coffee ist, wie man ihn selbst herstellen kann, welche Vorteile er hat und worauf bei der Zubereitung zu achten ist, erfährst du im folgenden Beitrag.

Was genau ist Nitro Cold Brew?

Beim Nitro Cold Brew handelt es sich um kalt extrahierten Kaffee, der mit Stickstoffgas (Nitrogen) versetzt wird. Der Stickstoff wird unter Druck in das Getränk eingebracht, ähnlich wie man es von Bieren wie Guinness kennt. Durch diesen Prozess entsteht eine feinporige Crema auf dem Kaffee, ähnlich einem frisch gezapften Stout-Bier. Das Ergebnis ist ein geschmeidiges, nahezu cremiges Mundgefühl – ganz ohne Milchzusatz. Die Stickstoffblasen sind viel kleiner als CO₂-Blasen und beeinflussen die Textur, ohne dem Kaffee Kohlensäure-artige Spritzigkeit zu verleihen.

Unterschiede zu normalem Cold Brew

Während herkömmlicher Cold Brew Kaffee pur oder mit Eiswürfeln genossen wird, bietet die Nitro-Variante ein ganz neues sensorisches Erlebnis. Der größte Unterschied liegt im Mundgefühl: Nitro Cold Brew ist deutlich weicher und vollmundiger. Zudem entfaltet sich durch die Infusion mit Stickstoff eine stärkere Süße – obwohl kein Zucker enthalten ist. Das macht Nitro Cold Brew besonders angenehm im Sommer, wenn viele auf zuckerarme Getränke setzen. Ein weiterer Unterschied liegt in der Optik: Da Nitro Cold Brew in der Regel aus einem Zapfhahn ausgeschenkt wird, hebt sich die gold-braune Crema deutlich vom dunklen Kaffee ab. Der visuelle Effekt ähnelt stark dem eines frisch gezapften Biers.

Die Ursprünge: Woher kommt Nitro Coffee?

Nitro Cold Brew wurde erstmals in den frühen 2010er Jahren in den USA populär. Kaffeeröster wie “Stumptown Coffee Roasters” in Portland oder “Cuvee Coffee” aus Austin begannen damit, Cold Brew mit Stickstoff zu versetzen und direkt vom Zapfhahn anzubieten. Inspiriert waren sie dabei von Bars und Brauereien, die mit ähnlicher Technik Biere ausschenken. Die Idee war es, Cold Brew Kaffee ein neues, barähnliches Erlebnis zu verleihen. Heute findet man Nitro Cold Brew in vielen US-Kaffeehäusern, von kleinen Spezialanbietern über Third-Wave-Coffee-Shops bis hin zu großen Ketten wie Starbucks. Auch in Supermärkten ist das Getränk in Dosen erhältlich.

Wie wird Nitro Coffee serviert?

Meist wird Nitro Cold Brew aus einem Zapfhahn angeboten, der speziell für Stickstoff-Getränke ausgelegt ist. Beim Zapfen gelangt der Kaffee direkt durch ein spezielles Ventil, das das Gas im letzten Moment einmischt – ähnlich wie bei einer Bierzapfanlage mit Guinness-Kartuschen. Besonders eindrucksvoll ist der sogenannte „Cascade-Effekt“, bei dem sich die Stickstoffbläschen im Glas von unten nach oben bewegen. Serviert wird Nitro Cold Brew meist ungesüßt, ohne Eis und ohne Milch – der Effekt des Stickstoffs geht nämlich in Kombination mit Eiswürfeln verloren, weil diese das Getränk zu stark verwässern. Wer mag, kann aber mit Geschmackskomponenten wie Vanille oder Karamell verfeinern oder pflanzliche Milchalternativen zum Einsatz bringen.

So lässt sich Nitro Cold Brew zuhause zubereiten

Die Herstellung von Nitro Coffee in der eigenen Küche ist möglich, erfordert jedoch spezielles Equipment. Zunächst benötigt man die Basis: einen klassischen Cold Brew, den man durch lange Kalt-Extraktion herstellt – idealerweise mit frisch gemahlenem Kaffee im Verhältnis 1:5 (Kaffee zu Wasser) und einem Ziehprozess über 12 bis 24 Stunden. Anschließend wird der Cold Brew gefiltert. Für die Infusion mit Stickstoff bieten sich spezielle Nitro-Kaffee-Spender an, wie sie auch für Sahnesiphons genutzt werden – beispielsweise von Herstellern wie iSi oder GrowlerWerks. Wichtig ist, dass man auf Stickstoffkapseln (N₂) und nicht auf Lachgas (N₂O) zurückgreift, denn letzteres ist für Sahne gedacht und verändert den Geschmack. Ein gängiger Spender erlaubt die Zugabe von etwa 500 ml Cold Brew pro Kartusche. Nach dem Einfüllen wird der Kaffee einmal kräftig geschüttelt und direkt aus dem Zapfhahn serviert.

Die Vorteile im Überblick

Nitro Cold Brew begeistert aus mehreren Gründen:

Erstens sorgt die Stickstoffinfusion für eine natürliche, cremige Textur, die an Milchkaffee erinnert – ganz ohne Zusatzstoffe. Zweitens bietet Nitro Coffee eine interessante Alternative für heiße Sommertage, denn er ist erfrischend, zuckerfrei und enthält dennoch reichlich Koffein. Drittens bietet der visuelle Aspekt ein echtes Erlebnis: Der Kaskaden-Effekt und die Schaumkrone machen den Kaffeetrend auch optisch zu einem Highlight. Viertens schafft die aufwändige Zubereitung einen ähnlichen Reiz wie beim Craft-Bier: Individualisierung, handwerkliche Herstellung und ein gewisses Prestige.

Nitro Coffee in deutschen Cafés: Vorreiter und Entwicklung

Auch in Deutschland fällt der Trend langsam auf fruchtbaren Boden. Spezialitätenkaffee-Shops in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München nehmen Nitro Coffee zunehmend ins Sortiment auf. Häufig wird der neue Trendkaffee dabei mit Informationen zur Entstehungsgeschichte und idealer Servierweise angeboten. Röster wie „Five Elephant“ in Berlin oder das Hamburger „Elbgold“ experimentieren bereits mit Nitro-Optionen und Events rund um Cold Brew. Auch auf deutschen Barista-Meisterschaften war Nitro Coffee bereits vertreten. Die infrastrukturellen Anforderungen (Zapfanlage, N₂-Kartuschen, Kühlung) setzen jedoch eine gewisse Investition voraus – das macht Nitro Coffee für kleinere Cafés bislang noch zu einem Nischenprodukt.

Ist Nitro Coffee gesundheitlich unbedenklich?

Ja – Nitro Coffee gilt als vollkommen unbedenklich. Stickstoff kommt zu rund 78 Prozent in der Luft vor und tritt auch bei Lebensmitteln häufig in Erscheinung – sei es beim Verpacken oder bei Zapfanlagen für Bier. Da das Gas inert ist, reagiert es nicht mit den Inhaltsstoffen und verändert nicht die chemische Zusammensetzung. Für Allergiker oder empfindliche Personen besteht somit keine Gefahr. Dennoch sollte der hohe Koffeingehalt nicht unterschätzt werden: Da Cold Brew durch die lange Extraktionszeit deutlich mehr Koffein enthält als herkömmlicher Filterkaffee, kann es bei empfindlichen Menschen zu Herzklopfen oder Schlaflosigkeit kommen. Eine Portion Nitro Cold Brew (ca. 350 ml) enthält zwischen 150 und 250 mg Koffein – mehr als zwei Espressi.

Innovationen und Variationen

Einige kreative Baristas nutzen Nitro als Basis für neue Kaffee-Cocktails. Ob mit Tonic, Fruchtsäften oder Spezialaromen – die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig. Beliebt ist auch der „Nitro Float“, bei dem Nitro Coffee mit einer Kugel Vanilleeis serviert wird – ähnlich einem Eiskaffee. In den USA findet man zudem Nitro-Latte-Varianten oder kalt geschäumte Hafermilch-Varianten aus dem Zapfhahn. Durch die Verwendung von Aromen (z. B. via Infusion mit Gewürzen während der Cold Brew-Zubereitung) entstehen spannende geschmackliche Kompositionen, die sich je nach Saison und Anlass individualisieren lassen. Einige start-ups arbeiten zudem bereits an mobilen Nitro-Zapfanlagen für Events und Caterings – ein Hinweis darauf, dass sich hier ein spannendes Geschäftsfeld öffnet.

Nachhaltigkeit und Kritik

Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist die Nachhaltigkeit. Der Energieaufwand zum Herstellen sowie Lagern von Cold Brew ist höher als bei klassischen Filtermethoden. Die Produktion und Entsorgung von Stickstoffkartuschen kann ebenfalls als ressourcenintensiv bewertet werden. Wer Nitro Coffee zu Hause genießt, sollte daher auf wiederverwendbare Spender und umweltschonende Bezugsquellen setzen. Auch die Wahl der Bohne spielt eine Rolle. Am besten eignet sich Single-Origin-Kaffee aus nachhaltigem Anbau – am besten direkt gehandelt. Ein guter Einstiegspunkt für Informationen rund um nachhaltigen Kaffee bietet die Seite von Südwind-Institut, die sich kritisch mit den Lieferketten in der Kaffeewirtschaft auseinandersetzt.

Fazit: Der nächste Schritt in der Kaffeekultur

Nitro Cold Brew verkörpert alles, was moderne Kaffeetrends ausmacht: Innovation, Handwerkskunst, Geschmack und ein einzigartiges Erlebnis. Wer ohnehin schon Cold Brew liebt, sollte dieser neuen Version eine Chance geben. Ob im Coffee Shop oder mit der eigenen Zapfanlage zu Hause – wer etwas experimentierfreudig ist, wird mit einem besonderen Genussmoment belohnt. Zwar ist Nitro Coffee noch ein Nischentrend, doch mit der wachsenden Third-Wave-Bewegung in Deutschland dürfte sich das bald ändern.


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